Fundkater 217...

Es ist der 1. Februar 2011. Es ist gefährlich glatt, es liegen bereits 20 cm Schnee und es schneit immer weiter. Wir erhalten einen Anruf von einem Herren, dass er eine tragende Katze, die sich bereits seit einiger Zeit im Bereich Schaberg aufhält und die sich bisher nicht einfangen ließ, in seinen Keller gelockt hätte, ob wir sie abholen könnten.

Ich setze mich ins Auto, rutsche mehr als dass ich fahre zur Krahenhöhe, gehe mit dem Herren in seinen Keller, stelle fest, dass es sich bei der tragenden Katze um einen dicken wohlgenährten Kater handelt (leider wieder ungechipt), halte Smalltalk mit dem Finder. Dabei erfahre ich, dass er "auch im Tierschutz tätig ist" und dass seine Beagle-Hündin in der nächsten Woche werfen würde und er deshalb die Katze nicht behalten könne. Mein Gedanke dazu, wie neue Tiere in die Welt setzen lassen und Tierschutz miteinander vereinbar sind, behalte ich in dem Moment lieber für mich.

Ich nehme den Kater mit, fahre mit ihm, weiterhin durch Schnee und Glätte, zum Tierarzt, lasse ihn untersuchen, nehme ihn mit zu uns nach Hause, versorge ihn. Dann erfolgt "das übliche Procedere": Der Kater wird fotografiert und auf die "Gefunden-Rubrik" auf der Homepage gesetzt. Der Eintrag ist noch immer so vorhanden wie im Original eingetragen (jetzt aber unter "gefundene Katzen und ihre Geschichte 2010").

Am nächsten Tag erhalte ich eine Mail von "dem netten Herren", dass dieser Eintrag absolut falsch sei, ich würde mich unglaubwürdig machen, der Kater sei nicht eingefangen worden sondern in seiner Obhut gewesen und an mich als Einzelperson übergeben worden, nicht an die Katzensuche. Ich solle bei der Wahrheit bleiben sonst würde ich uns und den Tierschutz in Verruf bringen. Kein "Danke, dass Sie gestern ein Schrottauto riskiert haben um das Tier bei dem Wetter abzuholen", kein "Schön, dass Sie sich um ihn gekümmert haben". Nein. Einzig und alleine die Forderung, den Text so zu ändern wie er es von uns erwartete. Wie gesagt, der Text ist noch im Original. Möge jeder selber urteilen, ob er in irgendeiner Hinsicht zu beanstanden ist...

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich den Eintrag nicht geändert habe da der Text den Tatsachen entsprach und genau so verfasst ist wie alle anderen Texte zu gefundenen Tieren auch. Ich habe "den netten Herren" vielmehr gefragt, wieso er, da ja "im Tierschutz tätig" (...), das Tier nicht selber zum Tierarzt oder zum Tierheim gebracht hätte. Darauf ging er vorsichtshalber nicht ein sondern zog es vor, mich in einer weiteren Mail eine Woche später erneut ziemlich wüst zu beschimpfen. Manchmal möchte ich solche Mails allzu gerne veröffentlichen...

Aber nicht genug damit. Am gleichen Tag rief eine Bekannte des "netten Herren" an und erkundigte sich nach dem Kater. Wir teilten ihr mit, dass er gesund und in Ordnung sei und sie meinte, sie hätte Bekannte die den Kater gerne aufnehmen würden wenn sich der Besitzer nicht meldet. Soweit war das Gespräch noch ganz nett und wir freuten uns, unter Umständen direkt schon ein neues Zuhause für den Dicken zu haben.

Am nächsten Tag aber muss die Dame von dem doch recht unerfreulichen Schriftverkehr zwischen dem Finder und mir erfahren haben (der natürlich nur von meiner Seite aus unfreundlich war...) und rief bei unserer Tierärztin an, ob wir wirklich mit dem Kater bei ihr gewesen wären und "pöbelte", als die sich am Telefon befindliche Tierarzthelferin dies mit Hinweis auf die Schweigepflicht nicht beantwortete, dort ziemlich rum.

Seit diesem Tag, der ja nun schon mehr als einen Monat her ist, werden wir noch immer von sowohl dem Finder als auch der Bekannten mit Mails und Anrufen auf der Privatleitung belästigt. Wir wären zur Auskunft verpflichtet, wir würden lügen, wir wären unseriös etc.

Nur "so ganz am Rande" und somit zu dem, was für uns eigentlich immer das Wichtigste ist: Der Kater konnte nach drei Tagen zu seinen Besitzern zurück vermittelt werden und wir haben dies - wie bei allen Tieren - sofort auf unserer Homepage bekannt gegeben. Und jeder sonstige Finder eines Tieres wäre damit dann glücklich gewesen da er gewusst hätte, was mit dem Tier um welches er sich bemüht hat geschehen ist. Obwohl wir den meisten noch per Mail oder kurzem Anruf persönlich Bescheid geben.

Anders diese beiden besagten Personen. Ihnen geht es eindeutig nicht um das Wohl des Tieres, denn für dieses haben wir nachweislich bestens gesorgt, sondern darum, uns runter zu machen weil wir uns nicht ihren unsinnigen Forderungen unterworfen haben.

Ich frage mich, welcher Profilneurose oder sonstigen Störung solche Menschen unterliegen die sich erst nicht selber um ein Tier kümmern sondern uns einschalten und sich dann so benehmen und anderen das Leben zur Hölle machen. Ob die sich vorstellen können, wie viel Zeit und Privatleben drauf gehen, um den Fundtieren zu helfen und sie wenn möglich an ihre Besitzer zurück zu vermitteln? Wenn man sich dann noch um solche Querulanten kümmern darf steht es einem bis sonst wohin. Vor allem, wenn dies über einen Monat anhält.

Alle, mit denen wir wegen ihrer gefundenen oder vermissten Katzen in ständigem Kontakt stehen lassen uns täglich durch unzählige Mails wissen, wie dankbar sie sind, dass wir uns nicht nur um die Tiere sondern auch um die oft verzweifelten Halter kümmern. Mit vielen haben wir auch wenn ihre Tiere wieder da sind oder die Fundtiere vermittelt sind noch immer Kontakt und halten sie auf dem Laufenden was die Fundtiere betrifft bzw. sie schicken uns Fotos und Berichte über ihre zurückgekehrten Katzen. Wir freuen uns über jede dieser Mails und beantworten sie immer, auch wenn es manchmal ein paar Tage dauert weil die Zeit einfach neben Job und dem Einsatz für die Flusentiere knapp wird.

Wie schrieb eine dieser Dosenöffnerinnen in ihrer letzten Mail:

Ihnen weiterhin guten Erfolg und positive Erlebnisse. Auf dass all die Bekloppten die ihre Mitmenschen oder die Tiere vernachlässigen oder quälen irgendwann zur Besinnung kommen mögen...

In diesem Sinne nochmals ein herzlichen Dankeschön an all die normalen die uns jeden Tag wissen lassen, wie wichtig ihnen unsere "Arbeit" ist.

Vielleicht werde ich irgendwann mal die Gelassenheit und Weisheit haben, die anderen einfach zu ignorieren...